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02.05.2014, Pressestimmen

Mann schafft über Bord

Die Martin Rühmann Band bringt den Zauber ihrer Hafenkonzerte in den Moritzhof und zeigt dabei musikalisch ein unerwartet neues Gesicht.
von ad.vocado

Eigentlich arbeitet Martin Rühmann gerade am neuen Projekt „Zwischendeck“ und nimmt neues Material in den Räumen des Forum Gestaltung e.V. auf. Seine Songs mit dem anschauungs- und assoziationsreichen Sprachstil und der greifbaren poetischen Bildlichkeit haben schon immer viele Gedanken gestiftet. Auf den Alben „Keine Haie“ (2005) und „Landgang“ (2007) kann man das hören. Mit warmen Klängen wurde das Publikum versöhnt und süchtig gemacht, auf Meer und noch mehr. Jetzt aber kommt Bewegung in den Maschinenraum. Der Schiffsdiesel wurde erweitert und frisch geschmiert. Es darf getanzt werden. Zusammen mit den Bandkollegen Gören Eggert (Drum, Percussion), Dirk Rudolf (Gitarren, Trompete), Lars Düseler (Baß), Karin Schartmann (Klavier), Max Heckel (Geige), Warnfried Altmann (Saxofon) und Carsten Apel (Akkordeon) geht es volle Kraft voraus auf Entdeckungsreise in neue Welten. Und die aktuelle Erweiterung der Band weitet auch das musikalische Spektrum. Die Infusion von Geige, Saxofon und Trompete ergänzt das Potential der Formation zu einem Ensemble, zu einer kleinen Big Band. Improvisierte Passagen können entstehen, Geist und Körper werden nun gleichermaßen angesprochen. Songschreiber Martin Rühmann setzt bei dem Arrangement auf die Gemeinschaft der Musiker, auf die besondere Harmonie, wenn alle von Anfang an beteiligt werden. Und manchmal, da muss er einfach einen Song schreiben. Dann ist die Musik sein Motor, um nicht liegen zu bleiben. Die Musik wird zu einem riesigen, weißen Segel und dann geht es weiter. Schon für nächstes Jahr plant er eine Hafentour stromabwärts auf der Elbe mit vielen Stationen bis nach Hamburg. Denn ein Hafen bedeutet für ihn immer eine Sehnsucht nach Ferne, gleichzeitig aber auch nach Nähe, nach der Möglichkeit der Wiederkehr in die vertraute Umgebung. Reiselieder handeln irgendwie immer auch vom Zuhause, denn hier geht die Reise los und endet auch meistens. Es ist ein ewiger Kreislauf, ohne Anfang und ohne Ende. Und seine Band lädt ein auf eine Reise zum Mittelpunkt der Welt und zurück. (ad.vocado)

Rühmann Band und Gäste, Auftakt “Kunststück Courage”, 20.10., 20 Uhr, Moritzhof

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25.02.2009, Pressestimmen

Märkisches Echo (Februar 2009)

Zollbrücke startet mit Rühmannkonzert – Saisonauftakt in Familie
von Heike Mildner

Zwar wollten 20 Zentimeter Neuschnee am Freitag in Zollbrücke an der Oder das Gegenteil behaupten, dennoch: Wenn im Theater am Rand wieder gespielt, musiziert und gesungen wird, geht der Winter seinem Ende entgegen. Im hölzernen Rund sorgt einstweilen ein Bullerofen für Wärme. Zum Saisonauftakt mit „Hausherr“ Thomas Rühmann und seinem Bruder Martin nebst Band war es restlos gefüllt. Die beiden teilten sich den Abend: Martin Rühmann, der mit seiner Band vor zwei Jahren seine zweite Platte „Landgang“ einspielte, brachte seine eigenen Lieder zu Gehör. Thomas Rühmann hatte Texte deutschsprachiger Liedermacher mit bekannten oder weniger bekannten Musiken „verquirlt“. Denn selbst schreiben wie sein Bruder könne er leider nicht, meinte der Schauspieler mit jenem trocken-spitzbübischen Charme, der ihn als Serienchefarzt so beliebt sein lässt. Sehr gelungen mit dem Text vom „Turmbau zu Babel“ von Wenzel/Mensching, kombiniert mit der kraftvoll treibenden Musik von Neil Youngs „Ordinary People“. so richtig krachen lassen wollte es die Band aber nicht. Zu den eher ruhig-melancholischen Liedern von Martin Rühmann passt die zurückgenommene Art des Musizierens bestens. Diese Lieder sind die eigentliche musikalische Heimat der Magdeburger Band. Mit dunkel verrauchter Stimme besingt Martin Rühmann seine Sehnsüchte: nach Menschen und Einsamkeit, nach Ferne und Nähe, Liebe und Verlassensein. „Mach die Taschenlampe an, nimm dich vom Netz, weil du´s noch kannst; nimm dich behutsam an die Hand und kehr zu dir zurück,“gießt er Öl ins Feuer der Großstadtmüden. Immer klingt ein bisschen Meer mit und immer auch ein bisschen „Element of Crime“. Eine Mischung die Freitagabend in Zollbrücke nicht zum ersten Mal ein geneigtes Publikum gefunden hat. Schon im vergangenen Früjahr begann die Saison im Theater am Rand mit den zwei Rühmann Brüdern. Und auch diesmal standen sie tags drauf gleich noch einmal mit ihrem gemeinsamen Lieder – und Geschichtenprogramm „Schneefrühling“ auf der Bühne.

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15.11.2007, Pressestimmen

Melodie & Rhythmus (November 2007)

Entspannt und Gelöst, die Martin Rühmann Band setzt zum „Landgang“ an
von Stefan Gebhardt

Eine abgegriffene Musikjournalistenweisheit besagt, dass das zweite Album einer Band wohl das schwerste sei. Völliger Quatsch, denkt man beim Hören der neuen CD der Martin Rühmann Band. Denn wagt man den Vergleich mit dem Debütalbum „Keine Haie“ der Magdeburger aus dem Jahr 2005, stellt man fest, dass „Landgang“ noch gelöster und entspannter klingt. Das erste Album war eigentlich eine Art Zufallsprodukt, „kam quasi aus dem Nichts“, wie Martin Rühmann erklärt. Er hatte einige Songs in den letzten sechs Jahren geschrieben, suchte sich drei gute Musiker und begann mit den Aufnahmen. „Wir hatten nicht die feste Absicht, eine CD zu produzieren. Dies ergab sich während der Session einfach so.“ Dass „Keine Haie“ dann einen solchen Erfolg in den Feuilletons und Liederhitparaden auslöste, war weniger für die Musikkritiker, als vielmehr für die Band selbst eine Überraschung. „Wir wussten bis dahin gar nicht, dass es eine Liederbestenliste gibt“, gesteht Bandgitarrist Dirk Rudolf. Spätestens als ihr Debütalbum im Juli 2005 dort zur Platte des Monats gekürt wurde, dürfte ihnen diese Hitparade, in der sich mittlerweile Bands wie Tocotronic und Wir sind Helden tummeln, ein Begriff geworden sein. Trotz des Erfolges spürte man für die Fertigstellung des jetzt erschienen Nachfolgealbums keinen großen Druck. „Wir haben uns viel Zeit gelassen, sodass ich auch meine Antennen weiter ausfahren konnte, die dann zu den Geschichten führten, die auf „Landgang“ zu hören sind“, so der Bandleader, der im Übrigen Bruder von Schauspieler Thomas Rühmann, dem mittlerweile bekanntesten TV-Arzt der Leipziger Krankenhausserie „In aller Freundschaft“, ist. „Landgang“ ist eine bewusst entstandene Platte, die weniger verspielt und dafür erdiger auf die Hörerschaft wirkt. Obwohl Martin Rühmann mit einer Ausnahme alle Texte und Kompositionen selbst verfasste, ist der Bandanteil auf dem neuen Silberling deutlich größer. Wenn Rühmann über die Entstehung der neuen Lieder erzählt, redet er stets in der Wir-Form. Vielleicht erweckt gerade deshalb das neue Album einen so runden, homogenen Eindruck. „Landgang“, auch hier und da aufgrund des Covers als das „Gelbe Album“ betitelt, hat in jedem Fall das Zeug dazu, an die 2005er Erfolge nahtlos anzuknüpfen. „Unsere nächste Platte wird dann ein blaues Cover haben“, witzelt Schlagzeuger Lorenz Wühler. Ein blaues Album? Das klingt für die Musikjournaille nach noch mehr Entspannung.

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18.07.2007, Pressestimmen

MDR Figaro / Take 5 (18. Juni 2007)

Landgang – sympathisch geerdet
von Stefan Maelck

Martin Rühmann Band aus Magdeburg hat gerade ihr zweites Album veröffentlicht. Wunderbar melancholische Lieder mit Texten irgendwo, wenn man dann schon Schubladen braucht, zwischen Element of Crime, Lüül, Klaus Hoffmann , auch musikalisch haben sie einiges an Überraschungen zu bieten, zum klassischen Rockinstrumentarium kommt immer mal eine Trompete, es wird mal ein Text von Wolfgang Borchert vertont. „Versuch es“. Er passt vortrefflich zu den anderen sehr sehnsuchtsvollen, sehr assoziativen, niemals klagenden oder moralisierenden Texten. 5000 Meilen halte ich für das schönste Stück ihres neuen Albums. Dieses romantische Album hat immer mit Landgang zu tun. Es ist immer so als ob ein Boot in den Hafen kommt, dann gibt’s ein Lied und dann hauen sie wieder ab.

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15.06.2007, Pressestimmen

Mitteldeutsche Zeitung, Halle (15. Juni 2007)

Landgang mit Laterne, „Keine Haie“ war eine Überraschung, der Nachfolger klingt schon nach Klassiker

von Steffen Könau Diese Rühmanns sind eine seltsame Familie. Thomas Rühmann etwa, der als Arzt in der Endlos-Serie “In aller Freundschaft” so bekannt wurde, dass er bei einer Umfrage nach dem berühmtesten Sachsen-Anhalter vor Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher landete. Statt in aller Ruhe den Ruhm zu genießen, gründete Rühmann zum Ausgleich von der Arbeit vor der Fernsehkamera mal eben ein eigenes Theater, das im Niemandsland nahe der polnischen Grenze liegt und einfach mal nur die Stücke spielt, die der Serienstar selbst toll findet. Martin Rühmann nun ist der Bruder von Thomas. Etwas kräftiger gebaut, etwas weniger Haar. Aber die Lippen sind dieselben und das Lächeln, bei dem die Mundwinkel nach unten statt nach oben gehen, ist unverwechselbar. Martin Rühmann ist Musiker, obwohl er Theaterpädagogik studiert hat. Und er hat eine Band, obwohl er nach einem Sturz vom Fahrrad jahrelang nicht Gitarre spielen konnte. Seine unspektakulär Martin-Rühmann-Band genannte Combo veröffentlichte im vergangenen Jahr wie aus dem Nichts ein Album mit dem abwiegelnden Namen “Keine Haie”, wurde anschließend für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert und schaffte es in der auf Liedermacherrock spezialisierten Radio-Hitparade liederbestenliste.de zur “Platte des Monats”. Jetzt ist der Magdeburger, der schon 1986 seine erste Band Stadtgeflüster gründete, wieder da. Ein Dutzend neuer Songs versammelt das von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt geförderte und bei Tim Renners vielbeachtetem Label Motor erscheinende zweite Album “Landgang”. Lieder sind das, die einen ganz anderen Atem haben als die Stücke des Debüts, bei denen sich über Schrammelgitarren, Schlagzeug, Trompete und Bass so staunenswerte Sprachbilder türmten. “Lass uns ein paar Sachen packen / knick den Zeiger von der Uhr / lass uns aus dem Käfig steigen / zu den Resten der Natur”, reimte Rühmann damals sarkastisch, und das klang schon mehr nach den dunklen Epen von Element of Crime und dem staubigen Countryrock von Erdmöbel als nach den lokalen Teenie-Pop-Rivalen Tokio Hotel. Aber mit Popmusik im Sinne von leichtgewichtig gereimtem Rock haben Rühmann und seine Begleiter Lorenz Wühler (dr), Dirk Rudolf (git / tr) und Lars Düseler (bg) nun gar nichts mehr am Hut. Mit Mitte 40, so alt sind die vier späten Newcomer im Durchschnitt, zählen andere Werte mehr als kreischende Jungmädchenscharen. Das macht “Landgang” mit sanftem Nachdruck deutlich. Hier gibt es keine fertig erzählten Geschichten, keine Melodien, in die man sich ohne Nachdenken kuscheln kann. Martin Rühmann, der alle Stücke komponiert und getextet hat, bevorzugt die Sprache der großen deutschen Liederdichter Gerhard Gundermann, Gerulf Pannach oder Dieter Süverkrüpp. In “Freier Tag” sind die Verse wie eine Krümelspur gebaut, die den Hörer hineinzieht in eine Geschichte, die er sich selbst erzählt: Rühmann reißt an und lässt offen, er malt Bilder, rahmt sie aber nicht, geht an Land, und leuchtet sich mit einer blakenden Laterne selber heim, die Stimme eher Nick Cave als Caruso. Seine Band musiziert dazu passenderweise erdig und gänzlich glitterfrei. Nicht Rock ist das, nicht Folk oder in Liedermacher-Tränen eingelegtes Kabarett. “Landgang” erinnert an eine Sammlung stilvoller Chansons, unaufgeregt und wie im Plauderton erzählt. “Ich mach heute Nacht das Fenster auf / hol meine Flügel / und spring raus” singt Rühmann in “Träumen” mit der erfahrenen Stimme eines Mannes, der weiß, wo der Tresen steht. Ja, das Leben ist eine “Achterbahn” (Liedtitel) und die “Blaue Lokomotive”, die einen abholt ins Land der Fantasie, hat dauernd Verspätung. Doch kein Grund, traurig zu sein. Auf “Landgang” weint nur die Gitarre, der Rest der Band hoppelt meist nur eher gemächlich voran. Wolfgang Borchert wird in “Versuche es” entdeckt, “Schwarzer Engel” dräut düster, mit Sven Regener-Trompete und verzerrter Gitarre, dafür ist “5 000 Meilen” ein richtiger Hit, mit Feuerzeugschwenken, Gänsehautgefühl und Stadionmelodie.

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20.05.2007, Pressestimmen

Dates (20. Mai 2007)

Landgang – Mit ihrer zweiten CD verspricht und hält die Magdeburger Martin Rühmann Band viel.
von Henning Lühr

Bei der Martin Rühmann Band ist die Mannschaft der Star. Zwar liefert der Sänger und Gitarrist Martin Rühmann Texte und Akkorde aber der endgültige Song wird von den Musikern Lorenz Wühler (Gesang, Schlagzeug), Dirk Rudolf (Gitarre, Trompete) und Lars Düseler am Bass entscheidend mitgeprägt und unterliegt bis ins Studio hinein einer stetigen Veränderung. Im laufenden Schaffensprozess wird sich an Details gerieben, Finger werden in Wunden gelegt und musikalische Ideen ver- und entworfen. Immer demokratisch aber nie beliebig. Musikalisch beackert die Band das weite Feld der handgemachten Musik, zeigt aber auch keine Scheu, elektronische Instrumente oder Soundscapes einzubauen. Ob Chanson, Folk oder Singer/Songwriter, die Einflüsse sind vielfältig. Die eigenen Stärken des Quartetts werden aber zu keinem Zeitpunkt von stilistischen Anbiederungen überlagert. Das Ergebnis ist ein äußerst homogenes. Die Rühmann Band hat Wünsche, Ängste und Sehnsüchte. Die haben andere zwar auch, aber selten werden diese so treffend in Worte gepackt. Auf dem zweiten Tonträger des Quartetts wird gehofft, geliebt und verflucht und an gebrochenen Herzen geknabbert, die nicht immer aus Gold sind. Überzogen pathetisch wird es dabei aber nie, auf Selbstmitleid und Weh-Wehchen wird verzichtet. Wie hier in Text und Melodie Gefühle verhandelt werden, verlangt Respekt. Die Rühmann Band vermag wahrhaft Schönes zu schaffen. Gesang und Musik führen kein von einander unabhängiges Eigenleben, sondern harmonieren perfekt. Jeder, der über ein halbwegs offenes Ohr verfügt, kann etwas mit den Texten Rühmanns anfangen, denen gehörte sowie er- und gelebte Geschichten zugrunde liegen, die aber jederzeit Platz für persönliche Interpretationen des Rezipienten offen lassen. Die Ausstrahlung der vorliegenden Songs des Quartetts machen einem glauben, dass diese nicht lügen oder gekünstelt sind, sondern im Gegenteil glaubhaft und echt. Und das allein ist schon aller Ehren wert.

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30.04.2007, Pressestimmen

Dates , Magdeburg (30. April 2007)

Landgang – die neue CD der MRB
von Jan Kubon

Nach zwei Jahren neues von der martinrühmannband und das Warten hat sich gelohnt. Noch konsequenter geht die Band ihren Weg zwischen Folk und Songwriting. Angereichert mit reichlich Studiotechnik, nuanciert die Band fein. Themen von der Straße, die nicht lang genug sein kann, den bei der martinrühmannband fast obligaten Fernsuchten und der Sucht nach Liebe, der verlorenen und noch nicht gefundenen. Vergleiche mit Element of Crime sind müßig, da man die verkopft quälende Didaktik des Regenerclans glücklicherweise vergebens sucht. Texte und Melodien die hängen bleiben und natürlich die charmant, rezitative Stimme von Rühmann sind das Plus dieser Platte. Unbedingt hörenswert

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15.04.2007, Pressestimmen

Folker 4/2007

Noten ohne Quoten / Eine Stimme für das deutschsprachige Lied
von Nikolaus Gatter

Ein „Schwarzer Engel“ kriegt übrigens an Bord der MARTIN RÜHMANN BAND Landgang (Womsie records, 12 Tracks, 42:12, mit Texten) und sieht ohne Kompass auf der Startbahn natürlich erst recht keine Haie. Die noch immer leicht tranigen Songs beschwören surreale Szenerien, fleischgewordene Allegorien („Komm Sehnsucht“) und ein reichlich verkorkstes Liebesleben herauf. Hübsch ist die respektvolle Wolfgang-Borchert-Vertonung „Versuche es“.

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28.11.2006, Pressestimmen

Mitteldeutsche Zeitung, Halle (28. November 2006)

Bäckerblues und Steppenfeuer – Magdeburger Rühmann Band begeistert Kritiker
von Steffen Könau

“Es war eigentlich alles vorüber, noch ehe es begonnen hatte. Martin Rühmann fiel vom Rad, verletzte sich die Hand und von diesem Tag an musste der Magdeburger, der schon 1986 seine erste Band Stadtgeflüster gegründet hatte, die geliebte Gitarre in der Ecke verstauben lassen. Zwölf Jahre später gilt der 44-Jährige, Bruder des TV Serienstars Thomas Rühmann, als einer der vielversprechendsten deutschen Rock-Neulinge. Schuld daran ist das Debütalbum seiner Martin Rühmann Band, das “Keine Haie” heißt und ein dutzend Songs aus Schrammelgitarren, Schlagzeug, Trompete und Bass anfüllt mit staunenswerten Sprachbildern und schrägen Harmonien. Rühmann ist damit vom gängigen Deutschrock, wie ihn die Nachbarn Tokio Hotel und Silbermond fabrizieren, so weit weg wie Elvis Presley von einem Comeback. Unterstützt von Lorenz Wühler (dr), Dirk Rudolf (git/tr), Lars Düseler (bg) orientiert er sich an den wirklich großen Namen deutscher Liederdichter, Bernd Begemann, Gerhard Gundermann, Geruld Pannach und Rio Reiser klingen in den Texten mit, musikalisch orientiert das Quartett sich an Bands wie Erdmöbel und Element Of Crime: Knochentrocken klopfen die Drums, eine E-Gitarre weint und der Bass brummt gemütlich. So leise kann laut sein, so einfach ist es ,Eindruck zu machen. “Keine Haie” wurde auf Anhieb mit einer Nominierung zum Deutschen Schallplattenpreis bedacht, in der Liedermacher-Radio-Hitparade liederbestenliste.de schaffte es das Album gar zur “Platte des Monats”. Dass Sachsen-Anhalt so souverän zurückkehrt auf die Rockmusik-Landkarte, liegt vor allem an Rühmanns Talent, unspektakuläre Alltagsgeschichten von “Bäckerblues” bis “Steppenfeuer” wie Krimis zu erzählen. Die Stimme ein beiläufiges Kratzen, reimt der studierte Theaterpädagoge “lass uns ein paar Sachen packen / knick den Zeiger von der Uhr / lass uns aus dem Käfig steigen / zu den Resten der Natur”. Seine Band schwelgt dazu in einer Sommermelodie, schön wie nie.

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