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18.07.2005, Pressestimmen

MDR (18. Juli 2005)

von Ika Hein

Der Augenblick, wenn man eine neue CD aus der Hölle nimmt und in den CD Player schiebt, ist immer ein Moment der Entscheidung, ob einem das Gehörte irgendwie bekannt vorkommt, oder ob man einen Aha-Effekt hat. Bei der Martin Rühmann Band hat man den. Die Stimme fesselt das Ohr umgehend mit ihrer eigenen brüchigen Klangsinnlichkeit-alles andere als glatt geschliffen – dafür markant, unangepasst und zupackend- gelegentlich sanft und schmeichelnd – und gerade dann mit dem Zeug zum Herzenbrechen. “Keine Haie” – der, mit der Nominierung für den Preis der deutschen Schallplattenkritik bedachte CD-Erstling ist ein, im besten Sinne, maritimes Album. Weit weg von kitschiger Seemann-Seeligkeit zelebriert Rühmann in so manchem Lied seine individuelle und sehr subjektive Affinität zu grossem Wasser- zu allererst gilt das wohl für den “Leuchtturmwärter, ein echter Ohrwurm, den man, einmal gehört, noch die nächste halbe Stunde weitersummt. Gleiches gilt für das “Hafenlied” und “Weil Sommer ist”. Martin Rühmann hat ein Händchen für eingängige Melodien und ist überhaupt ein Geschichten- Erzähler – seine Geschichten sind bevölkert von Drachen, Steppenfeuern und von Ostseeinseln, die zum gelobten Land, zum privaten Arkadien mutieren. Musikalisch wandert man dahin zwischen den Stimmungen, lässt sich berühren vom zarten “Sasskia” oder mitreißen von dem fröhlichen “Lied für`s All”. Die Texte sind typisch in Farbe und Gestalt, entweder metaphernreich und wortspielerisch, doch nie unzugänglich. Oder direkt und unverbrämt, doch nie simpel. Eine plastisch gewordene Sprache und Einladung zum Nachfühlen und Miterleben. Aus den Liedern spricht ein pralles Leben, und echte Freude am Musikmachen. Für Schubladen eignen sich die Songs nicht, und stilistische Einordnungsversuche sind mässig. Man wandelt zwischen den Genres und macht einfach “Musik”. Solche die man sich unbedingt anhören sollte, und – mit Aha- Effekt.

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